Stellungnahme des Vorsitzenden der Martin-Heidegger-Gesellschaft
1. Die Situation
Wie allgemein bekannt, ist Martin Heidegger seit Erscheinen der Schwarzen Hefte einer Vielzahl von Angriffen ausgesetzt, die fast ausschließlich nur dieses eine Thema verfolgen: Heidegger sei Antisemit gewesen, und dazu einer der übelsten Sorte. Diese Invektiven bedienen sich zum Teil einer Sprache, die erschreckt: „ein bekennender Nazi“ ist noch das Mindeste, das es zu lesen gibt; anderswo ist zu lesen, uns grinse „die Maske eines unversöhnlichen Nazidenkens“ an. Dabei wird ein Konnex zu Heideggers Philosophieren hergestellt, namentlich zum Seinsdenken nach der sogenannten Kehre. Der Herausgeber der Schwarzen Hefte (der auch eine Reihe von Bänden der Gesamtausgabe, das seinsgeschichtliche Denken betreffend, ediert hat) meint einen inneren Zusammenhang zwischen Heideggers Ausagen über „die Juden“ und der Seinsgeschichte konstatieren zu müssen. (Ich setze „die Juden“ in Anführungszeichen und folge dabei einer noch heute lesenswerten Arbeit von Jean-François Lyotard.)
Man begnügt sich nicht mit verbalen Angriffen. Es gibt Versuche, Heidegger die Ehrenbürgerschaft von Meßkirch abzuerkennen und das Heidegger-Gymnasium umzubenennen; dazu kommt die Diskussion um die Umwidmung des Lehrstuhls, den Husserl und Heidegger innehatten, in eine Juniorprofessur – eine Abwertung, wie nicht wenige neutrale Expert_innen urteilen.